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U-Bahnhöfe sollen für Obdachlose im Winter geschlossen bleiben

01.10.2018

U-Bahnstationen sollen in diesem Winter nicht als Notquartiere für Obdachlose geöffnet werden. So lautete zunächst die Aussage von BVG-Chefin Sigrid Nikutta.
Nach Gesprächen in der Senatsverwaltung für Soziales klingt diese Ankündigung nicht mehr so eindeutig. Inzwischen ist von einer Lösungssuche die Rede. Nikutta hatte ihren Vorstoß vor allem mit Sicherheitsbedenken begründet. Auch nachts bleibe zum Beispiel der Starkstrom im Gleisbereich eingeschaltet. Gerade bei Menschen, die häufig unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen, sei das lebensgefährlich. Unterstützung erhielt sie vom Berliner Fahrgastverband. Dessen Sprecher Jens Wieseke verwies darauf, dass sich der Senat um die Obdachlosen kümmern müsse und nicht die BVG.

Das ist alles richtig, greift aber nach meiner Meinung zu kurz. Es darf nicht dazu kommen, dass jemand in einer eisigen Winternacht erfriert. Alle Obdachlosen in Notunterkünften unterzubringen, ist kaum möglich. Schon weil niemand genau weiß, wie viele Personen in Berlin auf der Straße leben. Die BVG ist sicher nicht der erste Adressat bei der Suche nach Obdach. Sie hat auch in der Vergangenheit nur einige Bahnhöfe geöffnet. Dabei, finde ich, sollte es weiter bleiben. Vielleicht nicht vom ersten Tag der Winterperiode an und möglicherweise nicht ständig. Aber spätestens bei einer längeren Kältewelle werden auch die U-Bahnhöfe wieder als Unterkunft gebraucht. Trotz aller Unwägbarkeiten, die das vielleicht mit sich bringt. Oder?

Autor/Agentur: Thomas Frey
Quelle: Berliner Woche
Medium: Wochenzeitung
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