[ Zurück ]

Trotz überfüllten Zügen

29.11.2018

BVG setzt neue U-Bahnen nicht für Fahrgäste ein
Die U-Bahnen werden voller, weitere Wagen müssten her. Trotzdem setzen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) fabrikneue Züge nicht ein. Kein Wunder, dass der Fahrgastverband IGEB und andere Beobachter das kritisieren. Sie halten es für einen Skandal, dass Züge ungenutzt bleiben – während das Gedränge zunimmt.

Es geht um die neue Zuggeneration IK18, die bei Stadler Pankow gebaut sowie nach und nach an die BVG geliefert wird. „Von 60 Wagen der Baureihe IK18 sind derzeit 40 im Fahrgasteinsatz“, sagte Petra Reetz, die Sprecherin des Landesunternehmens. Die restlichen Wagen können noch nicht eingesetzt werden – aus den verschiedensten Gründen. Einige müssen noch Techniktests durchlaufen, bevor sie dem Fahrbetrieb übergeben werden. „Das ist bei neuen Fahrzeugen normal und im Vertrag vorgesehen“, sagte Reetz. Anderen stünde der Probebetrieb bevor. Wieder andere Züge würden als Fahrschule genutzt – damit BVG-Mitarbeiter sie auch fahren können.

Großauftrag lässt auf sich warten

Ein Kenner der U-Bahn läßt das nicht gelten: „Die BVG ist mit der Ausbildung der Fahrer nicht hinterher gekommen. Deshalb stehen viele neue Bahnen für die Fahrgastbeförderung nicht zur Verfügung.“

Inzwischen hätten alle U-Bahn-Fahrerinnen und Fahrer die Ausbildung auf den neuen Zügen absolviert, entgegnete Reetz. Was derzeit noch im Gang sei, sei die Einweisung von Bahnhof- und Werkstattpersonal. „Auch diese Mitarbeiter müssen mit den neuen Zügen umgehen können. Etwa, wenn ein Zug in einem U-Bahnhof liegen geblieben ist und weggebracht werden muss. Oder wenn ein IK18 innerhalb eines Werkstattgeländes zu rangieren ist“, erklärte die Sprecherin. Verzögerungen gebe es nicht. „Die neuen Züge kommen bis Ende dieses Jahres nach und nach in den Fahrgasteinsatz.“ Dies sei auch nötig, weil der Senat erneut mehr Zugverkehr bestellt habe.

Warten auf weitere Neubaufahrzeuge

Die Lieferung soll bis Mitte 2019 abgeschlossen werden. Danach dauert es erst einmal mindestens zweieinhalb Jahre, bis die Berliner U-Bahn weitere Neubaufahrzeuge erhält. Die Lieferung könnte Ende 2021 oder Anfang 2022 beginnen, hieß es.

Zwar hat die BVG bereits vor zwei Jahren einen Rahmenvertrag zur Lieferung von bis 1050 Wagen ausgeschrieben, jüngst wurde das Volumen auf 1500 Wagen erweitert. Doch die BVG bekräftigte, dass der Auftrag voraussichtlich erst im Spätsommer 2019 erteilt werden kann. „Der Markt ist hart umkämpft, wir gehen sehr sorgfältig vor“, sagte Reetz – um Gerichtsverfahren zu vermeiden.

Stadler und ein Konsortium aus den Bahnherstellern Bombardier/Siemens haben von Anfang an Interesse gezeigt, berichtete ein Beobachter. Inzwischen habe auch ein vierter Anbieter sein Engagement in dem Vergabeverfahren verstärkt.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
[ Zurück ]