[ Zurück ]

Elf Prozent mehr Fahrgäste dank der neuen Berliner Nord-Süd-Verbindung

09.02.2007

Schneller durch den Tunnel
BERLIN Die Eröffnung des Nord-Süd-Bahntunnels in Berlin im Mai 2006 hat den Nahverkehr in der Region auf Trab gebracht. Im Schnitt stieg die Fahrgastzahl nach Angaben der Bahn um elf Prozent. Der Tunnel bringt aber nicht nur den Passagieren schnellere Verbindungen (s. Kasten) und den Verkehrsunternehmen mehr Einnahmen, er trägt auch zum Klimaschutz bei. Durch die neu vom Auto auf die Bahn umgestiegenen Fahrgäste "werden pro Jahr 9000 Tonnen Kohlendioxid weniger an Abgasen produziert", sagte der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, gestern in Berlin.

Auf manchen Linien, bei denen sich die Reisezeiten durch die Tunneleröffnung deutlich verkürzt haben, wurden – wie etwa zwischen Berlin und Angermünde (Uckermark) – 35 Prozent mehr Fahrgäste gezählt. Knapp ein Drittel mehr Reisende waren es in Richtung Jüterbog (Teltow-Fläming), ein Viertel mehr zwischen der Bundeshauptstadt und Fürstenberg (Oberhavel).

"Die Prognosen für das mit der Tunneleröffnung gestartete neue Verkehrskonzept, mit dem sich auch die Zahl der Halte erhöht hat, haben sich in eindrucksvoller Weise bestätigt", so der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn (DB) für die Region Nordost, Joachim Trettin. Die Züge von DB Regio übernehmen den Großteil des Nahverkehrs in der Region.

Auch auf anderen Regionalbahnlinien in Brandenburg, die nicht von der Umstellung durch den Nord-Süd-Tunnel betroffen waren, gibt es Fahrgastzuwächse dank kürzerer Fahrzeiten. Hier haben sich laut Bahn Investitionen ausgezahlt. So stieg die Fahrgastzahl im Regionalexpress 4 von Berlin nach Wittenberge (Prignitz) um bis zu 50 Prozent. Zwischen Brandenburg/Havel und Rathenow (Havelland) fahren wochentags im Schnitt 400 Fahrgäste mehr. Die Stilllegung von Strecken in Brandenburg nach dem Fahrplanwechsel Ende Dezember hat sich indes laut Franz nicht negativ ausgewirkt. Nur 0,5 Prozent der Fahrgäste seien davon betroffen und es gebe nun ein gutes Busersatzangebot. Das sieht der auch für Brandenburg zuständige Berliner Fahrgastverband (Igeb) anders: "Das Busangebot ist zum Teil unzureichend und bedeutet einen deutlichen Qualitätsverlust", sagte der Vorsitzende Christfried Tschepe.

Der Berliner Hauptbahnhof hat sich zum meist genutzten Halt im Nahverkehr entwickelt. 17 000 Menschen steigen hier im Schnitt täglich aus oder ein. Auf Platz zwei folgt der Potsdamer Hauptbahnhof mit 16 000 Ein- und Ausstiegen. Ein Wermutstropfen in der Bilanz sind Verspätungen, die besonders im Herbst zu Störungen geführt haben. "Das ist ein wirkliches Problem", sagte Franz. Trettin räumte ein, dass damals zum Teil nur noch 80 Prozent der täglich 1400 DB-Nahverkehrszüge pünktlich waren. Derzeit seien es 92 bis 95 Prozent. Ab fünf Minuten Verzögerung gilt bei der Bahn ein Zug als verspätet. Der VBB hat im Herbst im Schnitt zehn bis zwölf Minuten gemessen.

Ursache sind auch Baustellen. "In der Regel sind nicht die Verkehrsunternehmen Verursacher, sondern der Besitzer der Infrastruktur, die DB Netz AG", so der brandenburgische Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD). Der Igeb bemängelt, dass Schäden an den Strecken, die zu langsamem Fahren zwingen, nicht schnell genug behoben werden. "Darunter leidet der gesamte Regionalverkehr", so Tschepe.

Kürzere Fahrzeiten

Nach dem Bau des Nord-Süd-Tunnels in Berlin müssen die in dieser Richtung verkehrenden Nahverkehrslinien nicht mehr wie früher den Umweg über die von Ost nach West führende Stadtbahn nehmen. Dadurch haben sich die Fahrzeiten der Regionalexpresslinien zum Teil um bis zu 30 Prozent verkürzt. So benötigt der Zug von Berlin-Friedrichstraße nach Fürstenberg (Oberhavel) statt 82 nur noch 59 Minuten. Nach Luckenwalde (Teltow-Fläming) sind es nun 45 statt früher 56 Minuten. Durch die neuen Linienführungen und zusätzliche Stationen halten die Züge nun auch häufiger.

Autor/Agentur: Gerald Dietz
Quelle: Märkische Allgemeine
Medium: Tageszeitung
[ Zurück ]