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Zwölf Minuten schneller zum Alexanderplatz

30.05.2007

Heute eröffnet die BVG die Verlängerung der Straßenbahn M 2
Sie ist eine der auf absehbare Zeit wenigen Straßenbahnneubauten in der Hauptstadt und soll Tausenden Kunden der (BVG) kürzere Fahrzeiten ermöglichen: die Verlängerung der Straßenbahnlinie M 2 über Prenzlauer Tor bis zum Alexanderplatz. Heute eröffnet die BVG die rund 900 Meter lange Streckenverlängerung, die rund 18 Millionen Euro kostete.
Um 10.58 Uhr soll der erste Zug mit hochrangigen Gästen über die Strecke fahren. Von der Haltestelle Mollstraße/Ecke Prenzlauer Allee aus will Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) mit BVG-Vorstand Thomas Necker und Dieter Glück vom Bundesverkehrsministerium den neuen Streckenabschnitt erproben. "Es ist vollbracht" lautete die entsprechende Ankündigung, doch dies ist eine ehrgeizige Formulierung. Tatsächlich zeigte sich am Montag, dass auf der Strecke vieles bislang nicht fertig ist. So steckten die Sitzbänke an den neuen Haltestellen "Alexanderplatz/Dircksenstraße" sowie "Memhardstraße" noch in transparenter Schutzfolie, und die zahlreichen neuen Lichtsignale entlang der Strecke waren mit kapuzenartigen Überhängen verhängt. Auch zwei neue Fußgängerüberwege an der Karl-Liebknecht-Straße machten einen unvollständigen Eindruck. Fertig war dagegen bereits die Gleisbettbepflanzung, die vor Grün strotzt. Die Wartehallen sind das neueste vom Neuen, das die BVG seit einigen Jahren einsetzt: sogenannte intelligente Haltestellen, die von der Stadtmöbel-Firma Wall hergestellt werden. Sie verfügen über internetfähige "E-Terminal", an denen sich Fahrgäste per Chipkarte ins World Wide Web einloggen können. Standardmäßig sind die Haltestellen zudem mit dem Anzeigesystem "Daisy" ausgerüstet, das die Wartezeit bis zum nächsten Zug mittels Leuchtbuchstaben auf ein Display projiziert.

Bisher bogen die Straßenbahnen der Metrolinie 2 aus Heinersdorf kommend an der Torstraße nach Westen ab und fuhren dann ab Rosa-Luxemburg-Platz über die Alte Schönhauser Straße bis zum Hackeschen Markt. Wer zum Alexanderplatz wollte, musste dort in eine andere Straßenbahn oder die S-Bahn umsteigen, oder gar bereits am Prenzlauer Tor aussteigen und zum Alexanderplatz zu Fuß weiterlaufen. Mit der neuen Verbindung entfällt dies. Der BVG zufolge verkürzt die neue Linienführung die Fahrzeiten um bis zu zwölf Minuten.

Die Trasse stand lange auf der Wunschliste der Verkehrspolitiker und des Fahrgastverbandes Igeb. "Es ist gut, dass die Strecke fertig ist, aber wir hätten sie uns früher gewünscht", sagte die Grüne Claudia Hämmerling. Wenn der Senat gewollte hätte, wäre die Trasse bereits zur Fußball-WM 2006 fertig geworden. Ex-Bausenator Peter Strieder (SPD) habe jedoch für den Bau der Strecke reserviertes Geld zur Sanierung des Grunerstraßentunnels verwandt. Dies habe das Straßenbahnprojekt verzögert. Hämmerling forderte zudem einen weiteren Ausbau der Straßenbahn. So müsse die Gropiusstadt an die Straßenbahn aus Adlershof angeschlossen werden und auch das Märkische Viertel an Straßenbahn-Trassen in Pankow.

Dass der Hauptbahnhof noch keine Straßenbahnanbindung habe, sei ein "Fauxpas". Wegen des nötigen Straßenausbaus und der dagegen erwarteten Klagen von Anwohnern wirke das Ziel des Senats, die Strecke bis 2011 fertigzustellen, "wenig realistisch". Der Senat bekräftigte dagegen die Zeitvorgabe.

Autor/Agentur: Dirk Westphal
Quelle: Die Welt
Medium: Tageszeitung
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