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BVG sucht nur noch 400 000 Schwarzfahrer

20.06.2007

Künftig soll seltener und viel freundlicher nach dem Fahrschein gefragt werden
Viele Fahrgäste fühlen sich genervt, wenn sie "Die Fahrscheine, bitte" hören. Jetzt steht fest, dass dieser Ruf zumindest bei den Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bald nicht mehr so häufig zu hören sein wird. Die Zahl der Ticketkontrollen sinkt, kündigte die BVG an. Außerdem teilte sie mit, dass sie ein anderes Unternehmen mit den "Fahrscheinprüfungen" beauftragt hat. Vom 1. August an werden Beschäftigte der Securitas Sicherheitsdienste die Fahrgäste nach ihren Fahrkarten fragen, sagte die BVG-Sprecherin Petra Reetz der Berliner Zeitung.

Der Vertrag mit der Securitas sieht vor, dass deren "Kontrollettis" jährlich 400 000 Schwarzfahrer feststellen müssen. Das ist deutlich weniger als bisher: Für die "Arbeitsgemeinschaft BVG", deren Personal noch bis Ende Juli die Fahrscheine kontrolliert, beträgt das Jahressoll 500 000. Vor fünf Jahren mussten deren Beschäftigte jährlich sogar 750 000 Schwarzfahrer erwischen.

Damals beschwerten sich viele Reisende, dass sie so oft gestört würden. "Wir waren einem Zustand nahe, in dem sich die Kunden belästigt fühlten", bestätigte die Sprecherin. Doch für die BVG war die Ausweitung der Kontrollen ein Erfolg. Denn auf die Schwarzfahrer wirkte das Großaufgebot abschreckend. Dazu trug auch die seit 2004 geltende Regelung bei, dass Fahrgäste im Bus nur noch vorn einsteigen dürfen und dabei entweder ein Ticket vorzeigen oder eins kaufen müssen.

Früher war rund sechs Prozent der BVG-Kundschaft ohne gültigen Fahrschein unterwegs. Reetz: "Inzwischen liegt die Schwarzfahrerquote schon seit längerer Zeit stabil bei nur drei Prozent." Darum ist das Landesunternehmen davon überzeugt, dass es sich eine weitere Verringerung der Kontrollen leisten kann. "Wenn wir feststellen, dass die Schwarzfahrerquote wieder steigt, werden wir mehr Ticketkontrollen bestellen", kündigte Reetz an. Zudem werden Kontrolleure auch künftig in Zivilkleidung auf Tour gehen. Schwerpunktkontrollen gemeinsam mit der Polizei soll es ebenfalls weiterhin geben.

"In den vergangenen Jahren hat die Art und Weise, in der sich manche Kontrolleure benahmen, Fahrgäste verärgert und dem Image des Nahverkehrs ernsthaft geschadet", sagte Matthias Horth vom Berliner Fahrgastverband IGEB. So wurden Reisende, die in der Straßenbahn auf dem Weg zum Fahrkartenautomaten waren, abgefangen und des Schwarzfahrens beschuldigt. Andere Kontrolleure griffen sich gezielt Touristen, die vergessen hatten, den Fahrschein zu entwerten. "Glücklicherweise ist die Zahl solcher Vorfälle zurückgegangen. Aber weiterhin fordern wir von der BVG, kulant zu sein und sensibel vorzugehen", so Horth. "Kein Fahrgast ist erfreut, wenn er nach seinem Ticket gefragt wird", sagte Oliver Arning, Sprecher der Securitas-Holding in Berlin. Doch das Unternehmen, dessen Zentrale in Schweden ansässig ist, achte darauf, dass das Personal solchen Situationen gewachsen ist: "Wir legen Wert auf eine umfassende Ausbildung." In München kontrollieren Securitas-Leute bereits Fahrscheine. Negative Reaktionen gab es bislang nicht, sagte Arning.

Autor/Agentur: Peter Neumann
Quelle: Berliner Zeitung
Medium: Tageszeitung
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