Zahlen werden weiter zunehmen
„Die Zahlen werden auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen“, glaubt Bogai. Doch bereits jetzt bereitet das Pendleraufkommen Verkehrsprobleme: Während Autofahrer im Berliner Stadtgebiet oft im Stau stecken bleiben, kämpfen Bahnfahrer auf Umlandstrecken mit überfüllten Zügen und Verspätungen. „Die Situation auf der Schiene ist auf manchen Linien verbesserungsbedürftig“, sagt Christfried Tschepe, der Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes IGEB. Regelmäßig würden Passagiere über Verspätungen und volle Züge klagen.
Besonders eng werde es zum Beispiel häufig für Pendler, die den Regionalexpress RE 1 von Magdeburg beziehungsweise Frankfurt (Oder) nach Berlin nutzen, sagt Tschepe. Dort komme es aufgrund von Überfüllung oft zu Verspätungen. Eine Verlängerung der Züge der RE 1 aber sei wegen der häufig zu kurzen Bahnsteige nicht machbar, sagt der Sprecher der Deutschen Bahn, Burkhard Ahlert: „Mit fünf Doppelstockwagen fahren wir bereits auf Maximallänge.“ Eine engere Taktfolge hingegen sei eine Kostenfrage, die der Besteller zu entscheiden habe, in diesem Fall der Verkehrsverbund Berlin- Brandenburg. Dort aber verweist man auf die klammen Kassen der beiden Länder und die jüngsten Kürzungen der Bundesmittel für den Regionalverkehr.
In Berlin einiges verschlafen worden
Ein weiteres Problem sei, dass manche Linie nicht ins Stadtzentrum fahren, sagt Tschepe. Der Prignitz-Express etwa endet in Spandau. Zu wünschen übrig ließen außerdem die Busanbindungen im Berliner Umland. Dort seien das Netz zu dünn, die Zahl der Fahrten zu gering und die Busse im Berufsverkehr überfüllt. „Die Landkreise müssen mehr Geld bereitstellen“, fordert der IGEB-Vorsitzende. Aber auch die Kreise argumentieren, dass ihnen schlicht die Mittel fehlten.
Die Situation auf der Straße hält Jörg Becker, Leiter der Verkehrsabteilung beim ADAC Berlin-Brandenburg, bis zur Berliner Stadtgrenze zwar für unproblematisch: „Brandenburg hat in den vergangenen Jahren die großen Einfallstraßen gut ausgebaut. In Berlin enden sie aber oft in Nadelöhren.“ Da sei einiges verschlafen worden, sagt Becker. Natürlich könne es nicht Ziel sein, die Innenstadt mit Autos zu überschwemmen. Deshalb fordert er mehr Park & Ride-Stationen in und um Berlin. Aus der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung heißt es dazu nur: „Das muss Brandenburg machen.“ In Potsdam dagegen verweist man auf bereits Geleistetes. Mit bis zu 20 Millionen Euro fördere das Land jährlich den Bau von Stationen zum Umsteigen zwischen Auto und Bahn, sagt Lothar Wiegand, Sprecher im Infrastrukturministerium. Doch ob und wo ein solcher Halt entstehe, könne das Land nicht beeinflussen. Das müssten die Kommunen entscheiden.