Pressedienst vom 30. März 2003

Sparen will gelernt sein

Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert BVG-Fahrplanwechsel am 30.3.2003

Am heutigen Sonntag ändert die BVG bei über 20 Buslinien die Linienführung oder den Fahrplan, um zu sparen. Das ärgert die Fahrgäste gleich aus mehreren Gründen:

  1. Üblicherweise gibt es bei allen Verkehrsunternehmen pro Jahr einen großen und einen kleinen Fahrplanwechsel. Der große war bei der BVG am 6. Januar 2003, der kleine folgt im Juni. Zu beiden Anlässen gab bzw. gibt es ein VBB-Fahrplanbuch. Außerdem erschien kürzlich ein neuer Stadtplan mit dem aktuellen Liniennetz. Wer nun das neue Fahrplanbuch für 8 € und den neuen Stadtplan für 4 € gekauft hat, fühlt sich betrogen. Denn ein beträchtlicher Teil der Fahrpläne und ein kleiner Teil der Darstellungen im Stadtplan sind bereits ab dem heutigen Tag überholt. Das geschieht den Berliner Fahrgästen nicht zum ersten Mal.
    Deshalb protestiert der Berliner Fahrgastverband IGEB noch einmal nachdrücklich gegen die Unsitte der BVG, die Fahrpläne während einer Fahrplanperiode zum Teil sogar mehrfach zu ändern.
  2. Die Änderungen bedeuten für die betroffenen BVG-Fahrgäste zum Teil gravierende Angebotsverschlechterungen.
    Zwei Beispiele:

     

    • Zwar fährt zwischen Hermannplatz und Moritzplatz nach Streichung des 141ers auch weiterhin die U8, aber für viele vor allem ältere Fahrgäste wird in diesem dicht besiedelten Bereich von Neukölln und Kreuzberg die Fahrt sehr viel beschwerlicher, weil die Direktverbindung von der Sonnenallee zum Kottbusser Damm wegfällt und weil auf dem Kottbusser Damm die Wege zu den U-Bahnhöfen weiter und beschwerlicher sind, als zu den Bushaltestellen.
    • Pünktlich zum Beginn der Ausflugszeit wird in Wannsee die Ausflugslinie 216 eingestellt. Die beliebten Ziele Nikolskoe und Moorlake sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr erreichbar. Diese Sparmaßnahme zeigt in besonderer Weise, wie wenig durchdacht die BVG-Einsparpläne sind. Würde man die Buslinie 218 im Norden zum S-Bf Pichelsberg statt zum U-Bf Theodor-Heuß-Platz führen, womit ein attraktiver Anschluss an das Schnellbahnnetz erhalten bliebe, könnte man den 218er im Süden auf der Route des bisherigen 216ers verkehren lassen und hätte dennoch das Sparziel der BVG erreicht.
  3. Auch 2003 streicht der Senat bei den Geldern für die BVG. Zwingt das die BVG nicht zu Angebotseinschränkungen (oder Tariferhöhungen)? Nein! Bevor zu Lasten der Fahrgäste gespart wird, muss die BVG zunächst einmal bei ihrem überdimensionierten Verwaltungsapparat sparen. Während im BVG-Fahrdienst durch Abfindungsregelungen und Neuorganisation eine erhebliche Effizienzsteigerung erreicht wurde, leistet sich die BVG mit rund 1.500 Verwaltungsmitarbeitern (15% aller Mitarbeiter) noch immer eine viel zu große Verwaltung. Rund 5% Mitarbeiter in der Verwaltung sind üblich und ausreichend.

gez. Stellv. Vorsitzender: Matthias Horth
Abt. Stadtverkehr: Artur Frenzel

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