Pressemitteilung vom 9. August 2003

S-Bf Charlottenburg: Nichts als Ärger

Verspäteter Baubeginn, verlängerte Streckensperrung, höhere Kosten. Und am Ende werden viele Fahrgäste im Regen stehen, weil an den Bahnsteigdächern gespart wurde.

"Zwischen der Deutschen Bahn AG und dem Land Berlin konnte über das Bauvorhaben am S-Bahnhof Charlottenburg und die damit verbundenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nunmehr eine Einigung erzielt werden. Danach erfolgt die Umklappung der S-Bahnsteige wie vorgesehen im Rahmen der derzeit laufenden Umbau- und Sanierungsmaßnahmen zwischen den Bahnhöfen Zoo und Charlottenburg." So stand es in der Pressemitteilung vom 13.6.2003 aus dem Haus von Verkehrssenator Peter Strieder. "Wie vorgesehen". Das war kühn bzw. dreist. Denn die meisten Fachleute vermuteten schon damals, dass der Zeitverlust von vier Monaten gegenüber dem ursprünglich vorgesehenen Beginn für den Bahnhofsumbau nicht wieder einzuholen ist. Jetzt, zwei Monate später, wird es auch offiziell eingestanden. Das ist für die Fahrgäste, die täglich zwischen Zoo und Charlotteburg fahren, ein großes Ärgernis. Aber nachdem der Zeitverzug nun nicht mehr rückgängig zu machen ist, ist eine deutliche Verlängerung der Totalsperrung besser als ständige Pendelverkehre, Nachtsperrungen und Wochenendbeschränkungen. Der eigentliche Skandal ist jedoch nicht der Zeitverzug, sondern es sind die Mehrkosten.

Durch Herrn Senator Strieders kompromisslose Verhandlungen mit der Bahn über die Grundstückspreise hat das Land Berlin je nach Berechnung zwar rund 2 Mio Euro gespart, aber durch den damit eingetretenen Verzug werden die Bauarbeiten am S-Bf Charlottenburg nach vorläufigen Schätzungen um rund 4 Mio Euro teurer. Vor diesem Hintergrund sei daran erinnert, dass die wiederholte Forderung des Berliner Fahrgastverbandes IGEB, die beiden neuen S-Bahnsteige auf ganzer und nicht nur auf halber Länge zu überdachen, von DB und Senat stets abgelehnt wurden. Begründung: Die 1/2 Mio Euro, die dafür ungefähr nötig wären, stünden nicht zur Verfügung.

Fazit: Für Fahrgastbelange ist kein Geld da, aber für die Finanzierung der Mehrkosten dank Senator Strieders Fehleinschätzungen ist nun Geld in mehrfacher Höhe da. Wer wundert sich da noch über so genannte "Politikverdrossenheit" und schlechte Image-Werte für unsere Politiker?

Deshalb erwartet der Berliner Fahrgastverband IGEB von Senator Peter Strieder ein Stück Wiedergutmachung, indem er doch noch den Bau einer vollständigen Bahnsteigüberdachung ermöglicht. Ein solcher Schritt ist darüber hinaus geboten, um das Missverhältnis abzubauen, dass einerseits z.B. immer mehr BVG-Busse klimatisiert verkehren, während andererseits die S-Bahn-Fahrgäste (auf dem S-Bf Charlottenburg laut Prognose immerhin 48.000 täglich) im Wortsinn im Regen stehen gelassen werden.

Christfried Tschepe
Stellvertretender Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.