Pressemitteilung vom 25. November 2003

Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt 10-Uhr-Sparkarte

"Jahrelange IGEB-Forderung wird endlich erfüllt"

Seit Jahren hat der Berliner Fahrgastverband IGEB eine 9-Uhr-Sparkarte gefordert, wie es sie in vielen anderen Städten gibt. Nun soll sie zum 1. April 2004 endlich eingeführt werden. Dass es in Berlin eine 10-Uhr-Sparkarte wird, also eine montags - freitags erst ab 10 Uhr sowie am Wochenende ganztägig geltende Monatskarte, ist zu verschmerzen. Diese Karte ist ein attraktives Angebot und dürfte sehr viel erfolgreicher werden, als die nur wenig nachgefragte, erst ab 18:30 Uhr sowie am Wochenende geltende "Freizeitkarte". Die 10-Uhr-Sparkarte ist insbesondere auch ein gutes Angebot für Senioren, die in Berlin bisher nur bei sehr geringem Einkommen eine verbilligte Monatskarte bekamen und deren Koppelung mit der Zuzahlungsbefreiung in der Apotheke durch die Gesundheitsreform ab 2004 ohnehin nicht mehr funktioniert.

Mehr als ein Schönheitsfehler ist aber der Preis der 10-Uhr-Sparkarte, wenn es bei den angekündigten 49,50 Euro bleibt. Zum Vergleich: In München kostet die "Grüne Karte", eine 9-Uhr-Sparkarte, für das Stadtgebiet von München 39 Euro und für den gesamten MVV nur 46,50 Euro. Betrachtet man jetzt noch, dass das Einkommen bzw. die Kaufkraft in München durchschnittlich um ein Drittel höher sind als in Berlin, wird deutlich, dass der öffentliche Nahverkehr in Berlin trotz des guten neuen Angebotes überdurchschnittlich teuer bleibt.

Der Preis für die 10-Uhr-Sparkarte ist mit 49,40 vor allem auch deshalb zu hoch, weil sie nicht nur die ermäßigte Seniorenkarte (zurzeit 39,50) ersetzt, sondern voraussichtlich auch die Sozialkarte (20,40) und die Arbeitslosenkarte (23,50). Doch diese Kritik adressieren wir ausdrücklich nur an den Berliner Senat und nicht an die Verkehrsbetriebe. Das Land Berlin darf nicht den Verkehrsbetrieben die Zuschüsse für Ermäßigungen streichen und zugleich von S-Bahn und BVG das Angebot von Sozialtarifen erwarten. Das ist unlauter.

Während die Einführung eines günstigeren Einzelfahrscheins für 2 Euro, der dann allerdings nur noch für eine direkte Fahrt zum Fahrtziel gültig sein soll, zu begrüßen ist, wäre die gleichzeitige Abschaffung der freizügigen Nutzung des Einzelfahrscheins für beliebige Fahrten innerhalb von zwei Stunden für viele Fahrgäste mit einer deutlichen Kostensteigerung verbunden. Ebenfalls kritisiert werden von uns die geplanten überdurchschnittlichen Erhöhungen für bisherige Nutzer der Standard-Monatskarten und bei den Schülermonatskarten.

  1. Der Berliner Fahrgastverband IGEB begrüßt, dass bei der Tariferhöhung 2004 wichtige strukturelle Verbesserungen im Berliner VBB-Tarif vorgenommen werden. Das gilt insbesondere für die Einführung einer 10-Uhr-Sparkarte, die Zusammenlegung von Premium- und Standardkarte bei den Monats- bzw. Jahreskarten sowie die Einführung eines günstigeren Einzelfahrscheins.
  2. Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert, dass für die Mehrzahl der Berliner Fahrgäste zum 1.4.2004 eine Tariferhöhung eintritt, die erneut deutlich über der Inflationsrate und der allgemeinen Einkommensentwicklung liegt und die erneut in besonderer Weise die Stammkunden trifft.
  3. Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert ferner, dass den ständigen überdurchschnittlichen Tariferhöhungen für die Fahrgäste bei gleichzeitigem Abbau des Leistungsangebotes, insbesondere beim Busverkehr, keine entsprechenden Einsparmaßnahmen bei den Verkehrsbetrieben gegenüber stehen und dass viele Einsparpotenziale durch die Verkehrspolitik verhindert werden. So könnte die BVG viele Millionen Euro im Jahr sparen, wenn ihre Fahrzeuge an den innerstädtischen Kreuzungen endlich überall Vorrangschaltungen erhielten und wenn Verkehrssenator Peter Strieder den Neubau der zweiten Straßenbahnstrecke zum Alexanderplatz nicht über Nacht abgebrochen hätte.

 

Christfried Tschepe
Stellvertretender Vorsitzender
Matthias Horth
Stellvertretender Vorsitzender

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