Pressemitteilung vom 18. Dezember 2003

Senator Strieder:
0,50 Euro für Kurzparken sind unverhältnismäßig

Berliner Fahrgastverband IGEB erinnert den Autofahrer-Senator daran, dass eine Kurzstrecke bei Bahn und Bus 1,20 Euro kostet

Die Studentin ist von Tiergarten bis Zoo eine Station mit der S-Bahn gefahren, um schnell ein paar Brötchen zum Frühstück zu holen. Dauer: 1 Minute. Fahrpreis: 1,20 Euro. Andernfalls: 40 Euro wegen Schwarzfahrens.

Der Vater bringt seine kleine Tochter auf den U-Bahnhof Pankow zum Zug und wartet bis zur Abfahrt. Dauer: 3 Minuten. "Fahr"-Preis für den Vater 1,20 Euro. Andernfalls: 40 Euro wegen Schwarz-"Fahrens".

Der Anwalt stellt sein Auto in einer Straße mit Parkraumbewirtschaftung ab, bringt die vertraulichen Akten zu seinem Mandanten, trinkt im Stehcafé einen Tee und fährt weiter. Dauer: 12 Minuten. Parkschein: Keiner. Bisher ist er damit ein "Schwarzparker". Aber bald nicht mehr.

Dieselben Politiker, die stets wiederholen "Keine Nachsicht mit Schwarzfahrern", wollen nun den Autofahrern das kostenlose Kurzparken (bis 15 Minuten) ermöglichen, allen voran Berlins Verkehrssenator Peter Strieder: "Es geht nicht darum, Parken in der Innenstadt kostenlos zu machen. Es geht um die Möglichkeit des kurzen straffreien Anhaltens, um einen kurzen Einkauf zu tätigen, bei dem es in keinem Verhältnis stünde, für eine halbe Stunde Parkgebühren zahlen zu müssen." (So der Senator heute im Interview der Berliner Zeitung).

Das heißt: 1,20 Euro für eine wenige Minuten dauernde Kurzstrecke (3 Stationen mit S- oder U-Bahn, 6 Haltestellen mit dem Bus) sind verhältnismäßig, 0,50 Euro für 15 Minuten Parken sind unverhältnismäßig. Senator Peter Strieder macht sich damit erneut zum einseitigen Interessenvertreter der Autofahrer. Das ist besonders instinktlos angesichts der aktuellen VBB-Fahrpreisbeschlüsse. Den Autofahrern sollen zu Lasten des Landes Berlin Kosten erspart werden, während zur selben Zeit beschlossen wird, dass alle ermäßigten Sozialkarten für Bahnen und Busse wegfallen, weil das Land Berlin die Zuschüsse einsparen will.

Christfried Tschepe
Stellvertretender Vorsitzender

Matthias Horth
Stellvertretender Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.