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Pressemitteilung vom 23. Mai 2008

Autobahn Jahre vor BBI-Eröffnung fertig, aber Bahnanbindung erst Jahre später

Fahrgastverband IGEB: Verkehrspolitik hat versagt. Nun volle Konzentration auf Wiederaufbau der Dresdener Bahn erforderlich.

So krass war die Differenz zwischen Ausbau des Straßennetzes und Ausbau des Schienennetzes schon lange nicht mehr. Wenn heute die Autobahn A 113 zum Flughafen Schönefeld für den Verkehr freigegeben wird, fühlt man sich zurückversetzt in die 60er Jahre, als die Verkehrsplaner noch an die autogerechte Stadt glaubten und sich deshalb vorrangig um den Straßenausbau kümmerten. Denn die Autobahnanbindung erfolgt über drei Jahre vor der Fertigstellung des neuen Großflughafens BBI. Demgegenüber wird es eine attraktive Schienenanbindung von Berlin zum BBI erst Jahre nach der für Ende 2011 geplanten Eröffnung des neuen Flughafens geben.

Alle Untersuchungen haben gezeigt, dass eine schnelle, leistungsfähige und zuverlässige Bahnverbindung zwischen Berlin und BBI erst möglich ist, wenn die Dresdener Bahn zwischen Südkreuz und Berliner Außenring für Regional- und Fernzüge wieder aufgebaut ist. Aber bei diesem Projekt haben alle versagt: Bund, Berlin und Deutsche Bahn. Deshalb wird zur BBI-Eröffnung zwar ein mehrere 100 Mio Euro teurer Tunnelbahnhof unter dem BBI-Terminal zur Verfügung stehen, der aber durch Engpässe im Schienennetz für Regional- und Fernzüge über mehrere Jahre nur schlecht erreichbar sein wird. Auch die Anreise mit der S-Bahn wird wegen der Ostkreuz-Bauarbeiten und der Fehlplanung mit der zu weiten Anfahrt über Waßmannsdorf für die meisten Fahrgäste wenig attraktiv sein.

Obwohl bis zur Flughafeneröffnung noch einige Jahre Zeit sind, lässt sich das Desaster bei der BBI-Bahnanbindung nicht mehr abwenden. Umso wichtiger ist es, sich nun mit aller Energie auf den schnellstmöglichen Wiederaufbau der Dresdener Bahn zu konzentrieren.

Dazu gehört auch, dass sich die Länder Berlin und Brandenburg von dem unsinnigen Projekt eines eigenwirtschaftlichen Flughafen-Expresses verabschieden, dessen Tickets rund 10 Euro kosten würden. Stattdessen müssen die Länder Regionalzugverkehr zum VBB-Tarif bestellen, der so in das Gesamtnetz integriert wird, dass nicht nur eine Verbindung zwischen Berlin Hbf und BBI geschaffen wird, sondern auch andere Verkehrsbedürfnisse bedient werden. Zugleich erhielte der Hauptbahnhof damit die dringend benötigte attraktive Bahnanbindung in Nord-Süd-Richtung, womit das teure Projekt eines neuen S-Bahn-Tunnels für eine neue Linie S21 auf absehbare Zeit entbehrlich würde.

Christfried Tschepe, Vorsitzender
Florian Müller, Abt. S-Bahn und Regionalverkehr

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.