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Pressemitteilung vom 06. Juni 2011

Spatenstich am Hauptbahnhof darf nur erster Schritt sein

Straßenbahn und S-Bahn (S21-Nord) zum Berliner Hauptbahnhof nutzen nur relativ wenigen Fahrgästen, solange die beiden Strecken am Hauptbahnhof enden – und wenn nicht zeitgleich der S-Bahnhof Perleberger Brücke gebaut wird.

Fünf Jahre nach der Inbetriebnahme des Berliner Hauptbahnhofs wird nun endlich mit den Bauarbeiten für eine bessere Erreichbarkeit begonnen. Doch nicht nur wegen dieser massiven Verzögerung ist die Freude beim Berliner Fahrgastverband IGEB gedämpft.

Straßenbahn

Immerhin drei Straßenbahnlinien sollen künftig von Osten kommend zum Hauptbahnhof geführt werden. Doch ein erheblicher Teil der Fahrgäste will nicht zum Hauptbahnhof, sondern von Mitte nach Moabit – und umgekehrt. Diese Fahrgäste nutzen heute durchgehende Buslinien und müssen künftig am Hauptbahnhof zwischen Straßenbahn und Bus umsteigen. Deshalb fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB, dass umgehend mit den konkreten Planungen für die Weiterführung der Straßenbahn nach Moabit begonnen wird – und zwar mindestens bis zur Beusselstraße. Der derzeit diskutierte Endpunkt am U-Bahnhof Turmstraße würde ebenfalls viele Fahrgäste zum Umsteigen zwischen Straßenbahn und Bus zwingen.Erst mit der Verlängerung nach Moabit werden die Straßenbahnen auf der Neubaustrecke zwischen Chausseestraße und Hauptbahnhof gut frequentiert sein.

S-Bahn

Die IGEB hält den S-Bahn-Bau vom Nordring zum Hauptbahnhof, die sogenannte S21, bekanntlich für kein wichtiges Projekt. Aber da die Entscheidung nun für diesen Bau gefallen ist, fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB, dass der S-Bahnhof Perleberger Brücke, der einzige an dieser Strecke geplante neue Halt, zeitgleich realisiert wird. Diese Station bietet vielfältige Umsteigemöglichkeiten zu Buslinien und erschließt dicht bebaute Altbauquartiere sowie den Stadtraum um die nördliche Heidestraße und den Nordhafen, ein Schwerpunktgebiet der innerstädtischen Stadtentwicklung. Es ist unbegreiflich, wie man eine S-Bahn-Strecke von Gesundbrunnen zum Hauptbahnhof bauen kann, (eine Relation, die auch von Regionalzügen bedient wird), ohne zugleich die wichtige Zwischenstation an der Perleberger Brücke zu realisieren. Der Einwand, dass die hohen Baukosten den Nutzen-Kosten-Faktor für die S21 unter 1,0 gedrückt hätten, kann leicht entkräftet werden, wenn der Senat die Station aus den einbehaltenen S-Bahn-Geldern finanzieren würde.

Ebenso wichtig aber ist, dass sich Berlin, Bund und DB AG schon jetzt Gedanken machen, wie die neue S-Bahn-Strecke zügig vom Hauptbahnhof nach Süden zum Potsdamer Platz weitergeführt werden kann. Denn alle Fachleute sind sich einig, dass eine am Hauptbahnhof endende S-Bahn nur relativ wenigen Fahrgästen nützt. Erst mit der Durchbindung vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz wird auch der S21-Abschnitt zwischen Nordring und Hauptbahnhof angemessene Fahrgastzahlen erreichen. 

Christfried Tschepe, Vorsitzender
Matthias Horth, stv. Vorsitzender
Jens Wieseke, stv. Vorsitzender

© Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.